Sabine Slatosch während der Arbeit an ihrem Gemälde
»In der flammenden Perle«
Foto © Michael Haddenhorst

Vita

  • geboren in Berlin
  • Abitur
  • Facharbeiterin Schriftsatz
  • Diplompädagogin Kunst/Deutsch
  • seit 1983 freischaffend als Malerin
  • Mitglied des Verbandes Bildender Künstler der DDR (VBK)
  • Mitglied des Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK)
  • Mitglied der GEDOK (Gemeinschaft Deutscher und Österreichischer Künstlerinnenvereine aller Kunstgattungen)
  • Leben und Arbeit in Schönermark bei Gransee (Land Brandenburg)

Ausstellungen (Auswahl)

2019  »Zauberhafte Wirklichkeit«  •  Neues Rathaus  •  Templin

2016  »Zeichen im Auge – Spiegel im Bild«  •  Stadtpfarrkirche  •  Müncheberg

2014  »Natur der Stille« • Multikulturelles Zentrum | Neues Rathaus • Templin

2011  »Lose Frauen Bilder«  •  Galerie am Bollwerk  •  Neuruppin

2011  »FadenSpiele«  •  Künstlerhof Roofensee  •  Menz

2008  »Zur Sache«  •  Altes Rathaus • Potsdam (mit G. Pohl und I. Hartmetz)

2008  »Geheimnisvolle Boten«  •  Siechenkapelle  •  Neuruppin

2002   Biotechnologiepark  •  Luckenwalde

2001  »Symbolismus heute«  •  Galerie Petra Lange  •  Berlin (mit E. Ehrari)

2000  »Verzögerte Augenblicke«  •  Kunstflügel GEDOK  •  Rangsdorf

1998   Multikulturelles Zentrum  •  Templin

1997  »Ich habe ein Bild in mir«  •   Klostergalerie Zehdenick

1994  Galerie M  •  Berlin

1988  Palast der Republik  •  Berlin

1986  Moritzbastei  •  Leipzig

 

Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)

2019  »ICH im WIR« • Galerie Kunstflügel • Rangsdorf

2016  »Red Lips« • Galerie Alte Schule • Berlin

2014   Ausstellung Brandenburgischer Kunstpreis • Schloss Neuhardenberg

2012   »Diva und Heldin, Frauenbilder in Ost und West« • VW Automobil Forum • Berlin

2012   »DIE DINGE 1«  Interdisziplinäres Kunstprojekt der GEDOK Brandenburg •  Schloss Altranft

2007  »Amazone der Gedanken – Schwarzer Schwan (Elsa Asenijef)« • GEDOK Leipzig

2006  »Die Kleider, die wir riefen (Elfriede Jelinek)« • GEDOK Leipzig

2006  »Fisch mit Heiligenschein« • GEDOK Leipzig • Alte Börse (MDR) Leipzig

2005  »Ein jedes soll seine Farbe tragen (Helga M. Novak zum 70.

Geburtstag)« • GEDOK Leipzig

2002  »Idas Töchter« • GEDOK in Brandenburg • Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg • Potsdam

2002  »MENSCHENBILDER – Porträts und mehr«, Galerie im Ermelerspeicher, Schwedt/Oder

2000  »Traumschiff der Narren» • Kunsthalle Dominikanerkirche • Osnabrück

1999  »Brandenburg Art – Positionen der 90er Jahre« • Landesvertretung Brandenburg • Bonn

1995  »Künstler zeigen Künstler«, •Galerie im Ganserhaus •  Wasserburg / Inn

1993  1. Realismus-Triennale, Künstlersonderbund in Deutschland • Martin-Gropius-Bau • Berlin

1989  »Berliner Kunstausstellung« • Fernsehturm • Berlin

1987/88  »X. Kunstausstellung der DDR« • Dresden

1985  »XI. Kunstausstellung des Bezirkes Leipzig« • Museum der Bildenden Künste • Leipzig

1984  »Junge Künstler der DDR« • Altes Museum • Berlin

Arbeiten in öffentlichen Sammlungen

u.a. im Museum für Bildende Künste Leipzig und in Schmölln

 

Credo

Mythen sind für mich Dichtungen im Sinne von Verdichtung oder Sublimierung von wahren Geschehnissen. In meiner Vorstellung hat unsere Mutter Erde sowohl die Göttinnen und Götter als auch die Dämonen und Drachen, Riesen und Zwerge, Helden und Bösewichter geboren oder zumindest getragen, manchmal vielleicht nur geduldet.

Einige von ihnen sind gestorben, andere verschwunden, viele scheinen sich zu verstecken. Manchmal schlüpft ihr Geist in einen Menschen – dann male ich ein Bild von ihm/ ihnen. Oder ihre Botschaft?

Laudatio

Laudatio: Petra Hornung am 14. September 2019

Sehr geehrte Gäste, liebe Kunstfreundinnen und Kunstfreunde, lieber Matthias Schilling, der diese großartige und zutiefst anregende Ausstellung im Sinn hatte und dann natürlich auch alles daran gesetzt hat, dass das auch klappt… Danke dafür! Und natürlich und zuvorderst; herzlichen Dank an die Künstlerin Sabine Slatosch, an deren höchst besonderen, feingeistigen und verstörenden Welten wir hier für eine Zeit teilhaben dürfen.
Slatoschs Bilder brauchen im Grunde den Rahmen einer Kunsthalle. Dieses Templiner Rathaus darf sich geehrt fühlen, und wir auch!

Links: Franziska Hermühlen | Mitte: Petra Hornung | Rechts: Sabine Slatosch
Denn, – der Zauber wirkt!
`Zauberhafte Welten`, so überschreibt die Künstlerin ihre Werke, und sie halten, was sie versprechen – immer!
Denn allein der `Zauber` ist als Terminus eben nicht einfach ein elegantes, elfengleiches, auf Genuss und Verführung und direkt ins Schöne hin zielendes Wort.
`Zauber` ist immer mit Magie im Bunde, kann verfluchen und erhöhen; dich auf der Stelle in Stein verwandeln oder mit dem Klang von himmlischen Schimären göttlich in den Traum wiegen, auf dass am nächsten Morgen aus dem hässlichen Entlein eine bildschöne Prinzessin mit Krönchen geworden ist.
Die Fantasien sind frei.
`Zauber` als Gedeih oder Verderb!
Darauf muss man gefasst sein, wenn man sich auf die Bilder von Sabine Slatosch einlässt. Künstlerinnen von ihrem Schlage haben eh´ den Status eines Solitärs. Und ich befürchte, sie sterben aus – über kurz oder lang…
Kunst und Lebensauffassung wohnen in Slatoschs Seele quasi als Paar.
Es ist dieser große Ernst, der sie im Grunde immer begleitet: kein Raum für den genialischen Wurf; kein Warten auf den Kuss einer Muse.
Das Vertrauen in Arbeit und Reife und die geradezu teuflische Freude an der Schinderei: das ist Ihres`, und sie ist allein deshalb gefeit vor Mode und Trend bis heute!
Schon als Jugendliche gehörte diese, damals noch dunklere Ernsthaftigkeit zu ihrem Wesen. Und das hat mich geradezu fasziniert!
Sabine und ich, wir haben zunächst am selben Institut für Kunsterziehung an der Humboldt-Uni in Berlin studiert. Sabine war ein oder zwei Studiengänge höher. Später studierte sie noch einige Semester an der Leipziger Kunsthochschule. Aber ich glaube, man konnte ihr im Grunde nichts mehr beibringen. Das hat sie vielleicht sogar ein bisschen genossen. Aber sie wollte es dennoch wissen, weil sie, anders als in Berlin, rein künstlerisch, auf Wahlverwandtschaften treffen konnte. Darüber könnte man allein einige Geschichten erzählen. Sie musste ja zudem Geld verdienen. Sie hat das geschafft.
Sie wusste einfach damals schon, und eben auch in der Berliner Studienzeit schon, WAS sie wollte; und vor allen Dingen eben auch, was sie NICHT wollte. Den zu zahlenden Tribut nahm sie von Beginn an in Kauf. Und das in der Zeit, als wir Anderen noch mit allerlei Sorglosigkeit dem `Lieben Gott` den Tag stahlen. Diese Widerständigkeit hatten wir nicht, ich auch nicht.
Sehr verehrte Gäste, schauen Sie sich die Bilder an!
Bilder, (wohlweislich eine Auswahl, die Vielzahl der Zeichnungen sind zudem gar nicht ausgestellt) Bilder in diesen Dimensionen und in jener altmeisterlichen Farbkultur, der Lasurtechnik, die nur Schicht für Schicht, unterbrochen von Pausen zum Trocknen – zum Ergebnis führen…
Doch! Man kann das Schöpfung nennen, die zudem eine geistige Durchdringung am Leibe hat, die naturgemäß ein gutes Maß an Besessenheit und Empathie voraussetzt.
Die Werke von Sabine Slatosch ziehen in Bann.
Sie sind schlicht zum Niederknien.
Sie sind nicht religiös, aber sie haben einen festen Glauben.
Solches ist mit den Mitteln und Methoden unserer schnelllebigen Zeit nicht zu schaffen, nicht zu haben. Und, die immer mal wieder totgesagte Malerei vermag es, uns zu berühren.
Berührung stiften; das ist es ja auch, was die Kunst am besten kann, und was wir am dringendsten brauchen, damit unsere Wörter nicht leer, unsere Herzen nicht kalt und unsere Seelen nicht krank werden.
Wir ahnen die Energie und die Zeit, die in den Bildern von Sabine Slatosch wohnen und von denen wir reichlich geschenkt bekommen, wenn wir denn stark genug sind, uns darauf einzulassen.
Aber, es ist schon so, man geht nicht einfach an solchen Bildern vorbei.
Die verwegenen Kompositionen sind es, die mitunter auf imaginären Vulkanen ihre Balance geradezu austanzen und nicht selten einfach kippen könnten… Wären da nicht die um Halt ringenden Bewegtheiten, Ausbrüche, gepresste oder verzauberte Stillheiten ihrer Figuren, die sich wie subtile Seelenkämpfe gebärden im Bilde, dazu die farbigen Setzungen, die sogar Himmel und Hölle miteinander verheiraten können….
Ich würde das Ganze nicht Verführung nennen.
Was uns da zum Verweilen zwingt; zum Innehalten…,
das ist eine Macht, die mit poetischem Gespür mitten hinein in die Seele trifft. Doch bei aller bittersüßen Vorahnung – die Neugier ist zu dringend auf eine Botschaft. Es könnte die Hoffnung auf Erlösung bedeuten, wie auch immer die aussehen mag.
Aber;
Selbst die Vergeblichkeiten münzt sich die Künstlerin um, in die vagen Augenblicke des Lichtes, die die Dinge so prächtig vergoldet
„mit traurig lächelnder Wirklichkeit“, – so wie das der portugiesische Dichter Fernando Pessoa (1888-1935) in einem anderen Zusammenhang sagt.
„Wie sich doch Alltag und Geheimnis berühren in unserer unmittelbaren Nähe“… „und die Zeit lächelt ungewiss auf den Lippen des Mysteriums“, – sagt er weiter.
Und das würde der Künstlerin gefallen. Denke ich.
Sehr verehrte Gäste, es ist kaum möglich, den facettenreichen Weg, den Schaffensprozess dieser durchlebten, gefühlten, durchkämpften Bilder-Genese zu fassen.
Malen bis die Seele wund wird, und sich aus sich selbst zu heilen vermag…
Die Dimension, auch der geistigen Bildformate, wie bereits angedeutet,
die Ausformulierung feinster Details, klingender Dissonanzen bis hin zu einer geradezu kristallenen Hyperwirklichkeit, die in unterschiedlichen Tonarten und Atmosphären und Alpträumen ihre Register ziehen, zielt von Beginn an auf unser Ergriffensein.
Nur formuliert sich das in einem höchst spannenden Prozess, dem es sich nachzugehen lohnt.
In dieser Ausstellung befinden sich ja Bilder unterschiedlicher Zeiten: von bis… bis heute.
Die frühen Arbeiten, `Der Marsch“, zum Beispiel, von 89/90; Nacktheit, Kinder, irgendwie ausgesetzt… Das waren Inkarnationen von schmerzlicher Ungewissheit, der, dem man nichts entgegensetzen konnte. Nur: Mitleiden, Mitfühlen. Der Grund, der Sinn war wohl das Zeitgefühl, dem man sich nahe fühlte, sich daran rieb bis zur Verzweiflung….mit aller Wachheit, oder so….
Titel – „Berlin“, 1990 – der Sturz hinab in tödliche Tiefen. Der Sturz, der sich nicht abwenden lässt. Konterfei – die Meisterin selbst – wissend, warnend, sich verabschiedend, endgültig.
Die Künstlerin als Seherin des Unheils.
Vorausschauend.
Das sind, wie ich finde, feinzisselierte Vereinnahmungen gewesen, die in der Folgezeit eine Wandlung in ganz andere Sphären genommen haben.
Sabine Slatosch sagt, sie war da an einem Punkt, an dem sie neu anfangen musste. Was da folgte….
Welche Unendlichkeiten in Zeit und Raum: Märchen, Fabelwesen, Tiermenschen, Menschentiere, Mythenwelten, die da die Szene beherrschen.
Welch` irre Konstellationen da auf uns kamen.::
Atemberaubend schön – diese Verschlingungen von Mensch und Kreatur, Kultur und Natur, floraler Symbiosen…
Ein Fest der Vermählungen und Spracherkennungen, der Überhöhungen, die die Urenergien dieser Welt ins Spiel brachten und erahnen lassen.
Auf dem Rücken eines Zauberpferdes; … vielleicht bringt es die allerzarteste Tänzerin durch den bösen Zauberwald – direkt zur Erfüllung all ihrer Sehnsüchte.
`Geheimnisvolle Boten` – so der Titel einer anderen Serie, nimmt alle Hoffnung, präsentiert den offenbar verdienten Kältetod, sanft an der Seite des freundlichen Hundetiers, das offenbar die Mission erfüllt, seine Begleiterin in die Schicksalshaftigkeit des Ablebens zu führen. Es gibt keinen Trost.
Selbst Kassandras Augen, die schon so viel Schlimmes gesehen haben, werden in den Bildern von Sabine Slatosch noch einmal gebrochen.
Du kannst diesen Bildern folgend – jederzeit unters Rad kommen; von den Schlangen gebissen, von den Fadenspielen aus der Zeit verbannt werden; die Vergeblichkeiten in den Händen der ermattenden Amazonen kennen lernen.
Und du darfst den Pakt zwischen Himmel und Hölle in einer Höhle erleben, die eher erdrückt als schützt.
Traumbilder, Alpträume.
Die Farben indes blühen sich um den Verstand.
Wenn alle eine Sprache sprechen, die du nicht verstehen kannst, weil du nicht dazu gehörst, ist das Ende nah.
Und zunehmend kommt es da mitunter zur Verschwörung von Kunst und Geist.
Und da ist es ganz einfach schön, dass das wirklichste aller Blau´s sich die Ehre gibt.
Es gibt keinen Versuch, dem Gewitter-Schwarz im tiefen Blau eine Konkurrenz zu sein.
Dieses Blau leuchtet für sich.
Natterngelb und Sonnengold werden zu Geschwistern; wie das prächtigste aller Türkise, das das satte Grün zur Freundin nimmt.
Feine Dissonanzen beleben.
Solches kann leuchten bis ins Herz hinein, auch wenn es weniger erbaut, als schmerzt.
Doch genau die Slatosch`se Ambivalenz ist uns beileibe in Fleisch und Blut übergegangen.
Der freudvolle Genuss dient sich allzu gern dem Schaurigsten aller Schauer an.
Davon sind wir nicht mehr überrascht …
Da haben wir es, mein Lieblingswerk, ein Schlüsselwerk aus dieser spannenden Kunstphase der Künstlerin.
Diese geradezu barocke Farbsinfonie; Lasur auf Leinwand von 2012, „Meister der leeren Hand“.
Ich kann oder sollte das auch nicht entschlüsseln.
Die Ikonografie von Sabine Slatosch ist ihr Geheimnis.
Die Deutung behält sie sich vor.
Sie gibt manches Mal Hinweise.
Man kann die Bedeutung von markanten Zeichen, Tieren, Pflanzen, Begebenheiten, versuchen zu entschlüsseln: Schildkröte, Schwein – alte Symbole. Die kann man dann in einen Zusammenhang bringen so wie Kassandra und Medusen.
Aber,…..
es ist so ein dringendes Bedürfnis, die Zeichen zu lesen.
Man steht davor, vor diesen Werken, entrückt, irritiert, fragend, überwältigt. Man will einfach wissen, was es damit auf sich hat.
Etwas zutiefst Tröstliches ist in Anbahnung:
Unlängst war ich wieder im Atelier der Künstlerin. Und deshalb darf ich diese Vermutung aussprechen, und sie können das prüfen beim Hinsehn.
Also zum Schluss: zu den neuen Arbeiten, von denen ich zutiefst beeindruckt bin.
Die können sich meiner Liebe sicher sein.
Der Grundduktus der Kunst von Sabine Slatosch ist geblieben.
Der Umgang mit lesbaren oder nicht lesbaren Zeichen auch.
Die Deutungshoheit von Ikonografie hat eben einen doppelten Boden, und den bestimmt die Künstlerin.
Aber, sehr verehrte Gäste, das Spirituelle hat ein neues Gesicht.
Stück für Stück hat sich dieses Antlitz eine neue Kontur erworben.
Im Grunde geht es nicht so unbedingt um den Zauber.
Es geht um das „Wunderbare“.
Das gefällt mir auch besser!
In den Bildern von Sabine Slatosch werden den Antipoden `Wunder` und `Wirklichkeit“ die Gegensätzlichkeit genommen.
Das heißt: da ist nicht auf der einen Seite das Geistige und auf der anderen Seite die Realität.
Sondern es geht um die Akzeptanz des Geistigen als Realität…
Mir ist bei ihren neuen Bildern sofort so etwas wie eine Entspannung und auch ein Neues aufgefallen – einfach über die Form.
So, wie die Bilder aussehen, muss sich da etwas verdichtet, gesetzt haben.
Das ist ganz einfach so, dass sich fremde Elemente im Bild einmischen können, dürfen. Diese neue ästhetische Präsenz atmet eine andere Luft.
Die Fläche und die Ornamentik feiern sich und Schönheit darf auch frei sein.
Es wird ein wenig mehr gestattet, die Gestalt zu genießen.
Der Ernst wird gemildert.
Und sie können auch für sich stehen, so wundervoll ausformuliert und präzise vervielfältigt: Sie sind die Zwischenreiche der Begehrlichkeiten, diese Reisen ins Ornamentale zum Beispiel.
Ihre Kreise, die Kreise der Künstlerin haben einen Konsens gefunden: Die eigene Mitte.
So ist das.
Sabine Slatosch sagt mir dazu: „Früher wollte ich die Welt begreifen. Das habe ich aufgegeben. Ich suche nicht mehr nach der gültigen Wahrheit.
..Und immer, wenn ich dachte, ich hätte des `Pudels Kern` gefunden, – da war er weg, der Kern und der Pudel auch – und zu nichts mehr zu gebrauchen.
„Nur wenn Friede in mir ist, kann ich den auch stiften.“
Ich beziehe mich auf ein neues Bild!
„Reise in Innererde“, von jetzt, 2019. Ganz schnell ist der Eindruck von Freude und Heiterkeit vorbei. Man muss nicht wissen, worum es geht. Diese dichte Inszenierung irritiert natürlich wieder mal, und zutiefst.
Und doch glaubt man den lichten, den brillanten Farben, der schönen Schau.
Den Fischchen im Wasser oder wo immer, scheint es gut zu gehen. Sie
befinden sich jedenfalls in einem Biotop, der dessen Leben nicht einschränkt.
Wissen freilich können wir das nicht. Sie sehen bei Leibe etwas leblos aus, so als wären sie vielleicht eher Schablonen. Aber man kann sich auch täuschen.
Was hat das auf sich mit der Inner-Erde?
Ich weiß es nicht!
Wir sehen die feinen Blutverästelungen oder -adern.
Das Blut fließt da wohl in Bahnen, aber das könnte sich auch verwurzeln.
Halt wird das nicht finden.
Die gefesselte Blutkronenfrau, Kopf unter, wird nichts richten können.
Sie selbst steht da im eigenen Banne, freiwillig oder nicht….in jedem Falle bedeutsam für das Bild.
Alles wirkt wie eine Vorsehung.
Im fast unsichtbaren Rad, ohne direkte Kontur, regt sich auch nichts.
Die linke Frauenfigur ist blass und rein und schön.
Sie verschenkt ihre Ornamentik gern. Lindenblätter. Himmel und Erde verschwimmen im schönen Lichte, und das als die zahlende Weiblichkeit; ohne Arg und ohne Verlust und ohne die Andeutung eines Leidensweges.
Verschwendung als Gnade.
Der Junge im Boot, ein anderes Bild, dieser Junge mit seinem wachen und gleichsam vertrübtem Blick hat die Herrlichkeit genau vor Augen.
Er sieht sie nur nicht.
Eines letztlich steht hinter allem: Wir Menschen haben uns von der Natur entfernt.
Der Mensch ist wohl das anpassungsfähigste Wesen – denkt er zumindest.
Er registriert nicht was passiert, nimmt nicht wahr, will nicht sehen, selbst nicht die Dinge, die auf dem Weg liegen.
Sabine Slatosch hat recht: Und wie immer auch die Dinge liegen mögen…,
und sie liegen schief….
Wir sollten das Leben lieben!
Und wir sollten den Entschüsselungen derer, die ein Ohr, ein Auge, eine Hand und ein Herz dafür haben – trauen.
Allein kommen wir da nicht raus.
Das schaffen wir nicht.
In diesem Sinne…
Petra Hornung

 Ausstellungsort: Galerie im Neuen Rathaus
Prenzlauer Allee 7 in 17268 Templin

 

 

Ein Spiel für unsere Augen. Erfassen, Erkennen, Überprüfen, Vergleichen. Identifikation mit der einen oder anderen Version? Täuschen Sie sich nicht. Dies ist nicht Carmen oder Evi …, sondern ein Bild. Kunst sozusagen, die in den Mikrokosmos des Motivs den Makrokosmos der Welt mit einbezieht. Biografie wird Soziologie und Psychologie Magie.

Sabine Slatosch öffnet den privaten Raum ihrer Modelle. Wo früher noch die interne Beziehungsebene im Vordergrund stand, sucht sie heute ganze Bündel an Zusammenhängen. War früher der Splitter noch Projektionsfläche genug, interessiert sie heute der Kristall, in dem sich Ansichten brechen und spiegeln, durchdringen und vervielfältigen.

Ihre glasklare Malweise suggeriert Genauigkeit und die Verwandtschaft mit einem Foto. Das Einverständnis mit der Oberfläche macht die unwirkliche Situation um so mehr frappanter, wenn aus Köpfen Bäume wachsen, Vögel Freiheit finden und Frauen Krallen zeigen.

Dr. Ute Tischler – aus der Rede zur Ausstellungseröffnung von Sabine Slatosch und Christina Kurby in der Galerie M in Berlin am 27.02.1994

Sabine Slatosch stellt sich bewusst dem Zeitgeist, der nach Vereinfachung und schnellen Antworten drängt, entgegen. Ihre Bilder fordern zur Auseinandersetzung über die Sicht der Künstlerin auf unsere Wirklichkeit heraus, mithin auch zum Widerspruch.

Läßt man sich auf einen Dialog mit dem bildhaft formulierten Angebot ein, versucht man das Untergründige und Ambivalente darin für sich aufzuschließen, wird man auch um eine Selbstbefragung nicht herumkommen. Insofern sind diese Bilder vielleicht auch anstrengend.

Dr. Ugowski – aus der Rede zur Ausstellungseröffnung von Sabine Slatosch im Multikulturellen Zentrum in Templin am 12.06.1998

Alles Dargestellte bei Sabine Slatosch ist für das Auge genau erkennbar und wiederum auch nicht. Sie malt Bilder, die sie selbst in sich trägt, die als Ergebnis auf Erlebtes, Erfahrenes, als ihre Wahrnehmungen von der Wirklichkeit entstehen. Die Motive, die sie findet, wirken hintergründig und surreal.

Ihre Sujets sind angesiedelt in phantastischen Räumen. Menschen, Tiere, Gegenstände sind in eine Metaphorik innerer Bilder mit mehrschichtigen Bedeutungsebenen übersetzt.

Es sind Bilder, die irritieren, auch erschrecken, auf jeden Fall durch ihre geheimnisvoll-hintergründige Aura faszinieren. Die ungewöhnlich aufwändige, an die Lasurtechnik alter Meister anknüpfende Art und Weise ihrer Malerei untersützt diese suggestive Wirkung.

Dr. Gerlinde Förster – aus der Rede zur Ausstellungseröffnung „Verzögerter Augenblick“ von Sabine Slatosch und Ingrid Hartmetz im KUNSTFLÜGEL in Rangsdorf am 30.04.2000